Onlinecasinos in Malta

Bucht in Malta – Quelle: Pixabay.com
Wenn man sich ein wenig mit dem Thema Onlinecasinos befasst, fällt schnell auf, dass die meisten EU-lizenzierten Casinos in Malta ansässig sind. Woran liegt das eigentlich? Und warum sind selbst große Glücksspielunternehmen aus Deutschland auf dem maltesischen Markt vertreten? Dies und einiges mehr haben wir aus gegebenem Anlass – einem Artikel der Süddeutschen Zeitung – einmal näher unter die Lupe genommen und versucht, Licht ins Dunkel zu bringen.
Warum wird Malta als EU-Standort für Glücksspielangebote gewählt?
Malta ist ein EU-Mitgliedsstaat. Daher gilt nicht nur Reisefreiheit, sondern es können auch Anbieter aus Malta Serviceleistungen an Nutzer aus anderen EU-Staaten anbieten. Dies macht Malta insbesondere – aber nicht ausschließlich – für Glücksspielanbieter so interessant. Denn wo nationale Gesetze unklar formuliert sind, lässt sich über eine gültige EU-Lizenz das Angebot einfach auf andere Staaten ausweiten, ohne dass effektiv etwas dagegen unternommen werden kann. Selbst wenn lokale Gesetze den Betrieb eines Onlinecasinos beispielsweise nicht erlauben, gibt es faktisch ein Gegengesetz der EU, das den Betrieb erlaubt – und zwar für alle EU-Bürger. Zusätzlich bietet Malta noch attraktive Steuersysteme für Unternehmen, die zusätzlich für eine erhöhte Attraktivität des Standorts sorgen.
Aus diesem Umstand entwickelte sich bereits um das Jahr 2003 herum ein wahrer Glücksspiel-Boom auf Malta, denn damals wurden erstmals staatliche Lizenzen an Unternehmen vergeben. Die entsprechende Behörde in Malta ist die Lotteries and Gaming Authority (auch mga für Malta Gaming Authority). Die Behörde vergibt vier verschiedene Lizenzen:
- Klasse 1: Onlinespiele wie Casinos etc.
- Klasse 2: Spezielle Onlinespiele wie Wetten etc.
- Klasse 3: Wetten auf Provisionsbasis und gegen Einsätze wie Poker etc.
- Klasse 4: iGaming Plattformen im Allgemeinen
Ein Unternehmen kann dabei sowohl eine als auch mehrere Lizenzen gleichzeitig haben. Zwar sind die Anforderungen für die Lizenzerteilung ähnlich straff wie in anderen EU-Mitgliedsstaaten, die Kontrollen hingegen sind äußerst lasch. Das hat sich mittlerweile natürlich herumgesprochen, sodass schon lange nicht mehr nur seriöse Onlinecasinos auf Malta mit offizieller Lizenz ansässig sind.
Lukrativer Milliardenmarkt
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Glücksspiellizenz in Malta – alles legal? – Quelle: Pixabay.com
Löwen Play – Ein Deutsches Vorzeige-Glücksspiel-Imperium
Löwen Play ist ein Unternehmen, das in Deutschland mehr als 400 Spielhallten betreibt. Die Spielhallen sind über das gesamte Bundesgebiet verteilt und Löwen Play erzielt jährliche Umsätze im Bereich von 300 Millionen Euro. Damit gehört das unternehmen zu den größten Anbietern überhaupt in der deutschen Glücksspielbranche. Da der Anbieter in Deutschland über eine staatliche Lizenz verfügt, kann er legal Automaten betreiben, aufstellen oder Spielhallen eröffnen. Allerdings ist der Markt in Deutschland sehr stark reguliert. Entsprechend zog es allem Anschein nach auch das deutsche Unternehmen über weitere Firmen nach Malta.
Löwen Play in Malta
In Malta lockt das schnelle Geld für Onlinecasinos. Lizenzen lassen sich schnell bekommen und die Gewinne, die hier zu erwarten sind, sind sehr hoch. Doch wie kann Löwen Play als deutsches Unternehmen Onlinecasinos in Malta betreiben, was laut deutschem Gesetz so nicht erlaubt ist? Ganz einfach: Sie tun es nicht. Vielmehr bedient man sich Tochterunternehmen und Mittelsmännern, um in Malta aktiv sein zu können.
So spielt ein Mannheimer Geschäftsmann im gesamten Konstrukt eine große Rolle. Er betreibt das Casino Lapalingo, das sich mit guten Kontakten nach Deutschland brüstet und mit Spielen “Made in Germany” wirbt. Auf Lapalingo kommen Spiele zum Einsatz, die vom deutschen Unternehmen Lionline entwickelt wurden. Lionline gehört – wer hätte es gedacht – zu Löwen Play. Dies alleine ist natürlich noch kein Grund für Löwen Play, Aktivitäten auf Malta zu bestätigen. Schließlich beliefert man ja nur ein Onlinecasino auf Malta mit Glücksspielen, die für den deutschen Markt zugeschnitten sind, richtig? Allerdings warb Lionline in der Vergangenheit bereits damit, eine “Schwestergesellschaft” von Lionline zu sein – um vertrauenswürdig zu sein.
Letztendlich handelt es sich bei Lapalingo um eine Briefkastenfirma. Firmen wie Rabbit Entertainment oder United Remote befinden sich im gleichen Gebäude und betreiben ebenfalls Onlinecasinos. Hiner allen Unternehmen steckt der gleiche Treuhänder. Über den Mannheimer Unternehmer Bülent K. hält Löwen Play Kontakt zur Tochtergesellschaft sowie den maltesischen Onlinecasinos. Es gibt selbst Mitarbeiter, die direkt von Bülent K. zu Lionline wechselten. Es ist also mehr, als einfach nur ein Mittelsmann.
No Comment – warum eigentlich?
Offiziell will Löwen Play von den Geschäftsbeziehungen und dem Onlinecasino in Malta nichts wissen. Dabei sind weder die Tätigkeiten in Malta noch die Tätigkeiten von Löwen Play in Deutschland illegal. Es ist allerdings mehr als fraglich, ob ein deutsches Unternehmen im Ausland zu vergünstigen Steuersätzen ein Onlinecasino direkt oder indirekt betreiben darf, das auf den deutschen Markt zugeschnitten ist. Die meisten Anwälte würden diese Frage sicherlich mit “nein” beantworten. So agiert man hier lieber im Dunkeln und kann dennoch vom Milliardenmarkt auf Malta profitieren.