In den letzten Jahren nahm die Anzahl an Glücksspielanbietern, die Sponsoring-Verträge mit Sportvereinen aushandeln stetig zu. Insbesondere Wettanbieter aber auch Onlinecasinos sind immer häufiger auf Trikots von Vereinen zu sehen und es gibt eine zunehmende Anzahl an sonstigen Sponsoring-Partnerschaften. Wie sich der Trend entwickelt hat und wo es hingehgen könnte, haben wir hier etwas näher untersucht.
Derzeitige Sponsoring-Situation im Fußball

Trikotsponsor bei Hertha BSC © dpa, Annegret Hilse, ahi nic
Im Jahr 2018 hatten stolze 14 von 18 Erstligisten Sponsoring-Vertäge mit verschiedenen Wettanbietern. Hieraus kommt eine Summe von rund 16 Millionen Euro für die Vereine zusammen. Zu Beginn der laufenden Saison kamm die Hertha aus Berlin als Partner von bet-at-home hinzu, der den Verein künftig als Hauptsponsor unterstützt. Dafür erhält Hertha BSC jährlich die stattliche Summe von sechs Millionen Euro. Mit diesem Vertragsabschluss gehen die Berliner einen Schritt weiter als bisherige Vereine, denn kein Bundesligaverein hat bisher einen Wettanbieter als Hauptsponsor. Zwar treten die Glücksspielanbieter immer wieder als Nebensponsoren in Erscheinung, was Hauptsponsoren angeht, hielten sie sich aber bisher eher im Hintergrund. Insbesondere Tipico ist sicherlich vielen schon begegnet, denn der Buchmacher hat Sponsoring-Verträge mit dem HSV und auch Bayern München.
Casinoanbieter treten im Sport in Deutschland generell nur wenig in Erscheinung. Allerdings hat erst im November 2018 Holstein Kiel einen Co-Sponsoring-Vertrag mit dem Onlinecasino Drück-Glück abgeschlossen, wie auch auf Spox zu lesen war. Der Zweitligist ist ein sehr interessanter Kandidat für Sponsoren, da er nach drei Jahren Drittklassigkeit in die zweite Liga aufsteigen und in der darauffolgenden Saison sogar die Relegation zum Aufstieg in das Fußball-Oberhaus schaffte. Hier unterlag man zwar dem VfL Wolfsburg, dennoch haben die Kieler mit ihrem schönen Spiel viele Herzen für sich gewinnen können. Dies lockt natürlich Sponsoren an, die immer auf der Suche nach Sympathieträgern sind. Umso bemerkenswerter, dass es Drück-Glück – als eher unbekanntes Casino – schaffen konnte, sich mit den Kielern zusammenzutun. Allerdings gab es auch schon andere Beispiele wie das XTip Logo auf dem Trikot des MSV Duisburg.
DSWV mahnte größeres Engagement an
Der Deutsche Sportwettenverband mahnte zuletzt an, dass es seitens der Sportwettenanbieter ein deutlich größeres Potential im Bereich des Deutschen Sport, insbesondere im Fußball-Bereich gäbe. Dies setzte bet-at-home spontan um, obwohl laut DSWV in Deutschland ein stärkeres Engagement aufgrund der derzeit nach wie vor unklaren Rechtslage sehr schwierig sei.
Strittig sind auch Situationen wie es beim Hertha BSC der Fall war. Als die Profis auf dem Trikot den Sponsor bet-at-home.com trugen, also einem privaten Wettanbieter, wurde einerseits zwar Geld in die Kasse gespült, das dem Verein weiterhalf, den Amateuren war es hingegen aufgrund der Rechtslage nicht gestattet, die gleiche Trikotwerbung zu tragen. Hier wurden durch die Werbung die Ethik und Moral des Sports verletzt, wie es beispielsweise auch bei einem Waffenhersteller der Fall wäre. Entsprechend wurde keine behördliche Duldung erteilt und die Werbung mit dem Wettanbieter der Werbung eines Waffenherstellers gleichgesetzt, wie der Tagesspielgel seinerzeit berichtete.
Engagement über Trikotwerbung hinaus
Neben Neben-Sponsoring-Verträgen und Trikotwerbung haben auch andere Sponsoring-Verträge mit Glücksspielanbietern stark zugenommen. Erwähnenswert ist hier auch der Vertrag, den die Stadt Düsseldorf im Juli 2018 einging. Die Gauselmann Gruppe bot sich an, mehrere Düsseldorfer Vereine und Sportler zu fördern. Seit August 2018 nannte sich dann die Esprit Arena fortan Merkur Gaming Arena bzw. Merkur Spielarena. Dass die Gauselmann Gruppe, die mit Ihren Merkur Spielotheken und anderen Arrangements einen Jahresumsatz von rund 1,7 Milliarden Euro erreicht, als Sponsor im Sportbereich in Erscheinung tritt, ist zwar wenig überraschend, dennoch sieht man auch an diesem Beispiel deutlich, wie stark das Engagement im Bereich des Sport angezogen hat. Auch XTip, eine Tochter der Gauselmann Gruppe, wird in Erscheinung treten und beispielsweise die Düsseldorfer Eislauf-Gemeinschaft als Trikotsponsor unterstützen.
Internationaler Vergleich
Bwin und Real Madrid - ein Paradebeispiel für eine gelungene Partnerschaft
Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist Deutschland weit abgeschlagen. Insbesondere in England gehören Sponsoring-Verträge mit großen Wettanbietern bzw. Glücksspielanbietern allgemein längst zum Alltag. Große Wettanbieter wie Betway haben auch Partnerschaften mit afrikanischen Vereinen und stärken hier den Fußball. In England sind viele große Wettanbieter als Sponsoren sehr stark vertreten. Hierzu zählen beispielsweise 888Sport oder Unibet, BetVictor oder William Hill. Auch die Partnerschaft von bwin und Real Madrid ist eine Erfolgsgeschichte einer gelungenen Kooperation. Denn bwin gelang es über die Trikotwerbung, sich zum erstklassigen Sportwetten-Anbieter zu etablieren. Realtotal berichtete, dass das Engagement unterm Strich auch finanziell für den Glücksspielanbieter äußerst lukrativ war.
Allerdings ist natürlich beim Fußball nicht schluss. Insbesondere William Hill ist auch im Pferdesport sehr aktiv oder Bet-at-home im Bereich Tennis und so weiter. International sind private Wettanbieter also schon lange als feste Sponsoren im Sport vertreten – Deutschland hinkt jedoch weit hinterher.
Glücksspiel-Sponsoring ja, aber bitte legal
Nach dem zuvor erwähnten Deal mit der Stadt Düsseldorf gab es nicht nur positive Stimmen. Auch kritische Meinungen wurden laut, die Stadt sei einen unseriösen Deal eingegangen. Auch die FDP äußerte sich seinerzeit kritisch. Der Grund bestand darin, dass der neue Glücksspielstaatsvertrag einerseits vorsah, 30 der 90 Spielhallen in Düsseldorf zu schließen – was auch geschah – wobei andererseits ein solcher Sponsoring-Vertrag abgeschlossen wurde. Ein zweischneidiges Schwert, keine Frage.
Man darf in diesem Zusammenhang aber eines nicht vergessen: Sportwettenanbieter leben direkt vom Profisport. Nur durch ihn ist es für die Anbieter auch möglich, Wetten auf kleinere Sportveranstaltungen oder andere Events anzunehmen. Für viele Sportfans gehört eine Wette zum Mitfiebern dazu. Auch namhafte Sportler werben als Markenbotschafter für Wettbüros, sodass es langsam an der Zeit sein müsste, den grauen Schleier, der nach wie vor über Glücksspielangeboten in Deutschland liegt, zu entfernen.
Vorteile von Wettanbieter-Sponsoring im Fußball
Da der Fußball der mit Abstand größte Wettmarkt für die Wettanbieter ist, sind Fußballvereine als Sponsorpartner höchst interessant. Hier können die Anbieter die potentiellen Kunden direkt erreichen und profitieren unmittelbar vom Sponsoring und der Werbung im Stadion und Fernsehen. Heute ist es immer einfacher geworden, eine Wette schnell und unkompliziert am Smartphone abzuschließen. Entsprechend groß sind die Effekte von Werbung der Wettanbieter, die während Liveübertragungen gezeigt werden oder auf dem Trikot des Vereins prangen. Diese hohe Conversion-Rate, wie man neudeutsch sagt, führt grundsätzlich dazu, dass die Anbieter bereit sind, höhere Summen für ein Sponsoring zu zahlen, als ein Anbieter, der mit dem Sportverein zunächst keine direkte Verbindung über Fans oder Spieler hat.
Gleiches gilt auch für unterklassige Vereine. Hier könnten höhere Sponsoring-Summen erwirtschaftet werden, was dem Fußball ans Ganzes von großem Nutzen sein könnte.